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Dienstag, 12. Januar 2016

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Seid gegrüßt.

 

Es ist schon etwas traurig, dass ich diesen Post verfassen muss. Ich hoffe, dass die meisten von euch es genauso sehen. Wer sich, so wie ich, regelmäßig in sozialen Netzwerken aufhält und einige Beiträge dort durchliest, statt alles nur grob zu überfliegen, der muss wie ich feststellen, dass Ausländerfeindlichkeit anscheinend wieder salonfähig geworden ist.

Latent vorhanden war diese Strömung ja schon immer. Aber bis vor kurzem hat man sich noch nicht so recht rausgetraut, alles relativiert, und natürlich hat man ja nichts gegen die Einwanderung, aber alles in Maßen. Nun überrollt uns aber schon seit geraumer Zeit eine Flüchtlingswelle bis dato unbekannten Ausmaßes, und das schlimmste ist, dass wir, und damit meine ich jetzt generell die sogenannte westliche Welt, daran nicht ganz unschuldig sind. Doch in der Bevölkerung schürt diese riesige Anzahl an Asylbewerbern Angst. Angst um den eigenen Lebensstandard, um den Arbeitsplatz und, meiner Ansicht nach völlig absurd, um die eigene Existenz.

Das Dumme ist, dass unsere Politiker schon lange nicht mehr in der Lage sind, mit dem eigenen Volk vernünftig zu kommunizieren. Stattdessen werden Parolen in der Form "Uns geht's doch gut", "Yes we can" und hast du nicht gesehen herausgegeben. Konkrete Lösungsansätze hat keiner, außer vielleicht ein bekannter Bayer, der seinen Bundesstaat am liebsten heraushalten will und damit den latenten Rassisimus in der Bevölkerung weiter anheizt.

Hinzu kommt, dass die Medien munter mitmischen und solche Schlagzeilen wie "Bund zahlt monatlich 670 Euro pro Asylbewerber" auf die Titelseite drucken, nur um die Auflage des eigenen Blattes zu erhöhen. Das erstaunliche ist, dass diese Schlagzeile nicht aus einem der bekannten Wurstblätter stammt, sondern von einer seriösen Zeitung. Während also in den sozialen Netzwerken diese und weitere schlecht recherchierte Halbwahrheiten fröhlich geteilt und ohne sich näher damit zu beschäftigen nachgeplappert werden, entwickelt diese ganze Mischung aus Fehlinformation, ohnmächtiger Politik und täglichen Neumeldungen über neue Auffangeinrichtungen eine beängstigende Eigendynamik, die darin mündet, dass selbst das Wort "Nazi", welches eine bisher hohe Hemmschwelle beinhaltete, plötzlich verharmlost und mit solchen Unsinn wie "Nicht an Zuwanderung interessiert" übersetzt wird.

Unterdessen lacht sich unsere Alternativpartei ins Fäustchen, denn sie haben Rechtsradikalismus wieder zu eine alltäglichen Sache gemacht. Das blöde ist, dass unsere Regierung aus Angst, die Bevölkerung nun entgültig zu verprellen, so langsam auf den Zug aufspringt und laut darüber nachdenkt, das Asylrecht zu verschärfen (wer sich auch nur ein wenig mit Asylrecht auskennt, wird mir zustimmen, dass dies faktisch einer Abschaffung desselben gleichkommt). In dieser gefährlichen Habachtstellung befand man sich... nun ja, bis Sylvester.

Köln ist in aller Munde. Jeder hat etwas dazu zu sagen, jeder hat dazu eine Meinung, was wirklich passiert ist und wer wirklich versagt hat. Die Presse spekuliert fahrlässigerweise mit, anstatt seriösen Journalismus zu betreiben, und heizt die Stimmung weiter auf. Hatte man vormals vielleicht einmal am Tag einen rechtsgerichteten Post in den Neuigkeiten zu ertragen, kann ich sie mittlerweile nicht mehr zählen. Und was da für ein hahnebüchener Unsinn verbreitet wird. Die Offiziellen versagen ebenfalls auf ganzer Linie, weil sie einfach nichts dazu sagen, sondern nur hilflos mit den Armen rudern, statt über den Stand der Ermittlungen aufzuklären und die Gegebenheiten in Köln mal richtig darzustellen. Ich war nicht da, ich kann es nicht wissen, aber ich die allgemeine Keule, die gegen die Polizei ausgepackt wird, kann ich nicht so ganz nachvollziehen.

Mich macht die ganze Angelegenheit einfach nur noch wütend und traurig. Dass unsere Kanzlerin sich jetzt hinstellt und vorschnell solchen Mist vom Stapel lässt wie "Dann sollen diejenigen halt sofort ausgewiesen werden, die sich nicht an unsere Gesetze halten", anstatt den Rechtsstaat, der für solche Fälle übrigens tatsächlich ein Strafmaß vorsieht, seine Arbeit tun zu lassen, führt nur dazu, dass sich all die Nägelknabberer jetzt in ihrer Angst vorm schwarzen Mann bestätigt fühlen. Das muss man sich mal reinziehen, dass unsere Regierung, die ihrer Bevölkerung eigentlich Sicherheit geben müsstem diese auch noch in ihrer Angst bestätigt. Dazu kommt, dass nicht mehr die Vergehen an sich das Thema sind, sondern wer sie begangen hat. Im Gegensatz zum Rechtsradikalismus war latente Gewalt gegen Frauen hier schon immer salonfähig, ein Umstand, den leider auch die die jüngsten Ereignisse nicht ändern werden.

Angst ist gefährlich, zumindest in dem Ausmaß, in dem sie jetzt umgeht. Angst bedeutet dann nämlich Radikalisierung, und wohin Radikalisierung führt, sehen wir in Syrien. Ich hoffe sehr, dass jeder für sich zu dem Schluss kommt, dass wir so etwas nicht wollen. Das wir weitestgehend frei in unseren Entscheidungen bleiben wollen, und dass diese ungerichtete Angst genau diese Entscheidungsfreiheit bedroht. Deswegen kann ich nur darum bitten, dass nicht alles nachgeplappert und geteilt wird, ohne darüber nachzudenken, und dass man nicht alles unkommentiert stehen lässt. Ich zumindest werde das nicht mehr tun.


Da eine der wenigen Regeln für diesen Blog besagt, dass es keinen Post ohne ein Rezept gibt, halte ich mich natürlich daran. Dieses Brot ist ein fast klassisches Roggenmischbrot, aber mit besonderen Zutategn, nämlich dem in Osteuropa so beliebten Buchweizen und der Kichererbse, die in unseren Breiten nicht wächst und in der arabischen Küche großen Anklang findet.


KiBuDi-Roggenbrot

Im Prinzip handelt es sich hier um ein Mischbrot, welches mit Kichererbsenmehl ein paar Alibiproteine zugeführt bekommt und sich mit Buchweizenmehl geschmacklich etwas von den eher grauen Mischbrotmäusen unterscheidet. Ich bin nach wie vor schwer angetan von der Triebkraft der Lievito Madre, die ich einfach kalt aus dem Kühlschrank anstelle der Hefe in den Teig gegeben habe. Durch die zwei Fütterungen fühlte sich auch mein Roggensauer an seine alte Triebkraft erinnert, sodass ich vollständig auf den Einsatz von Hefe verzichten konnte. Wer keine Lievito Madre hat, kann entweder 100 g Dinkelvollkornmehl und 50 g Wasser unter Zugabe von 5 g Frischhefe zum Hauptteig geben, oder er setzt zusammen mit dem zweiten Sauerteig eine Biga an, die die oben genannte Zusammensetzung aus Mehl und Wasser enthält, dann würde ich allerdings nur 1 g Frischhefe nehmen. Sowohl Biga als auch Lievito Madre helfen dem Aroma ordentlich auf die Sprünge. Für den rustikalen Aufriss habe ich das Brot mit dem Schluss nach oben gebacken.  

Man nehme:

Für den Sauerteig

100 g Roggenvollkornmehl
100 g Wasser
10 g Anstellgut

Zusätzlich für den zweiten Sauerteig

200 g Roggenvollkornmehl
200 g Wasser

Zusätzlich für den Hauptteig

250 g Dinkelvollkornmehl
250 g Buchweizenmehl
115 g Kicherbsenmehl
150 g Lievito Madre
270 g Wasser
14 g Salz

1. Am Vortag sie Zutaten für den Sauerteig mischen und 16 Stunden bei Raumtemperatur reifen lassen.

2. Die zweite Mehlportion mit dem Wasser zum Sauerteig geben und alles 8 Stunden reifen lassen.

3. Die restlichen Zutaten dazugeben und alles zu einem klebrigen, feuchten Teug verabeiten. Den Teig bei Raumtemperatur 2 Stunden reifen lassen, dabei nach 1 Stunde falten.

4. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche ausstoßen (das heißt, einmal kräftig durchkneten) und zu einem langen Laib wirken, mit der Nahtstelle (dem Schluss) 1 Stunde gehen lassen (dabei mit einem Tuch abdecken). In der Zwischenzeit den Ofen auf 250 Grad Ober/Unterhitze vorheizen.

5. Das Brot mit dem Schluss nach oben zuerst 10 Minuten bei 250 Grad mit Schwaden (zum Beispiel ein zusätzliches Backblech mit Wasser im Ofen) anbacken, dann den Schwaden ablassen (das Zusatzblech herausnehmen) und bei 210 Grad 35 Minuten fertig backen. Auf einem Gitter abkühlen lassen.


Es ist ein mildes, alltagstauglisches Brot, welches zu allen Belägen und Gelegenheiten passt, vielleicht sogar als Beitrag zu einem internationalen Essen, wer weiß das schon?

Beweist Rückrat,

Eure Eona

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