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Donnerstag, 7. Januar 2016

Winterdienst

Seid gegrüßt.



Jedes Jahr im Winter wird Berlin kalt erwischt, mal früher, mal später. Der geübte Berliner weiß, was es bedeutet, wenn der Wetterbericht den ersten Schnee ankündigt, der dann auch noch liegen bleibt. Zwar betonen BSR, BVG und die Bahn, dass man sich vorbereitet habe, aber sobald der Tag X da ist, geht plötzlich gar nichts mehr.



Das beginnt schon damit, dass man morgens aus dem Haus geht und natürlich nichts geräumt ist. Von gestreut wollen wir hier ja noch gar nicht sprechen. Seinen ganz eigenen Reiz bekommt die Geschichte, wenn sich unter dem frisch gefallenen Schnee noch gefrorerene Pfützen verbergen, da sind die Gratisrutschpartien sponsored by Berliner Stadtreinigung quasi vorprogrammiert. Das vorschnelle Platznehmen ist natürlich inklusive. Da man das Problem der nicht geräumten Straßen kennt, weicht man in Berlin gern auf unseren gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr aus.

Das hält man dann so lamge für eine gute Idee, bis man dann am Bahnhof eintrifft und erfährt, dass die nächste halbe Stunde hier nichts fährt, weil die Weichen eingefroren, die Stromabnehmer eingeschneit oder irgendwelche Witzbolde Schneemänner auf den Schienen gebaut haben, weil der Böschungszaun unter den Schneemassen zusammengebrochen ist. Es ist jedes Mal wieder ein Quell der wahren Freude: Kaum kommt das Wasser nicht mehr in flüssiger Form von Himmel wird die Bundeshauptstadt lahm gelegt. Das funktioniert zuverlässiger als es jeder Generalstreik in Frankreich vermögen würde.

Da darf man dann auf keinen Fall den Humor verlieren, schließlich ist es draußen kalt und in den überfüllten Bahnen kann man sich flugs wieder aufwärmen, und wenn man keine Stange zum Festhalten erreichen kann, ist das auch kein Problem: Umfallen ist bei der Anzahl der Fahrgäste pro Quadratzentimeter faktisch nicht möglich, es sei denn, man hat die Körperfülle eines Obelix, dann würde natürlich in dem Falle natürlich das Gestz von der Trägheit der Masse greifen und der Dominoeffekt einsetzen. Ach, was für eine romantische Winterzeit...



Nee, hier ist nix Romantik und Kamin, in der Großstadt geht es in solchen Tagen ums nackte Überleben oder zumindest darum, unfallsfrei von A nach B zu kommen. So ganz hat das mit dem unfallfrei bei den heute vorgestellten Brot nicht funktioniert. Irgendwie war ich der Ansicht, möglichst viel Wasser im Teig unterbringen zu wollen, und ich war anscheinend auch nicht von Kurskorrekturen zu überzeugen, das Ergebnis seht ihr selbst. Nichts desto weniger hat das Brot gut geschmeckt und weil ich mich auch mal gelgentlich daran erinnern muss, dass es eben auch ein zuviel gibt, blogge ich es hier. Dieses Rezept enthält die Originalmenge an Wasser, die ich verwendet habe, also vorsicht! Fangt lieber mit weniger an und steigert euch langsam. Der Teig sollte zwar recht weich sein, aber dennoch straff und formbar bleiben.



Zwiebelbrot

Das Rezept ist auf meinem Mist gewachsen. Ich hatte mir irgendwie vorgestellt, was wohl passieren würde, wenn man ein Roggenvollkornbrot mit einem Ciabatta kreuzt, oder so ähnlich. Der Teig ist extrem weich und schwer zu händeln, wer sich das nicht zutraut sollte unbedingt die Wassermenge im Hauptteig reduzieren! Am besten lasst ihr das Wasser im Hauptteig erstmal weg und gebt es bei Bedarf schrittweise hinzu, bis der Teig für euch eine angenehme Konsistenz hat. Ich habe das Brot in einem Eisenbräter gebacken, dann entfällt das Beschwaden und auch die Unterseite wird schön knusprig, sodass hier auch Leute Erfolge feiern können, die wie ich keinen Backstein besitzen. Wichtig ist nur, dass der Topf brüllend heiß sein muss, bevor der Teigling hereinkommt. Also seid vorsichtig, sonst gibt es verbrannte Finger! Alternativ könnt ihr das Brot auch nach der Standardmethode backen, nehmt die gleichen Temperaturen und Zeiten und sorgt für Schwaden während der Anbackphase, zum Beispiel indem ihr ein zusätzliches Blech mit Wasser im Ofen platziert. Ach ja, wer keine Lievito Madre besitzt, der mischt am Vorabend eben noch schnell eine Biga aus 100 g Weizenvollkornmehl, 50 g Wasser und 1 g Frischhefe und lässt diese über Nacht reifen.

Man nehme:

Für den Sauerteig

250 g Roggenvollkornmehl
300 g Wasser
50 g Sauerteigstarter

Für die Autolyse

200 g Weizenmehl Type 550
150 g Wasser

Außerdem

110 g Zwiebeln
Öl zum Braten

Für den Hauptteig

Sauerteig
Autolyseansatz
Gebratene Zwiebeln
150 g Lievito Madre
100 g Dinkelvollkornmehl
100 g Wasser
15 g Salz
5 g Frischhefe
10 g Olivenöl

1. Am Vorabend den Sauerteig ansetzen. Dafür alle Zutaten mischen und mindestens 10 Stunden reifen lassen.

2. Für die Autolyse das Mehl mit dem Wasser mischen und etwa 30 Minuten ruhen lassen. Die Zwiebeln schälen, in Würfel schneiden und in wenig Öl glasig bis braun braten (wer es besonders gut machen will, gibt zum Braten noch eine Messerspitze Natron dazu, dann sehen die Zwiebeln aus wie gemahlt). Abkühlen lassen.

3. Alle Zutaten für den Hauptteig zu einem zähflüssigen Teig mischen. Den Teig 2,5 Stunden gehen lassen, dabei alle 30 Minuten falten.

4. Den Teig auf eine bemehlte Unterlage stürzen und mit den Händen in Form schieben. Abgedeckt etwa 45 bis 60 Minuten gehen lassen. In der Zwischenzeit den Ofen auf volle Kraft vorheizen, dabei den Eisenbräter mit aufheizen. Den Teig vorsichtig in den heißen Bräter stürzen und mit geschlossenem Deckel bei 250 Grad Ober/Unterhitze 10 Minuten anbacken. Den Deckel abnehmen und die Temperatur auf 220 Grad reduzieren. Das Brot 35 Minuten fertig backen.

5. Das Zwiebelbrot aus dem Bräter stürzen und auf einem Gitter vollständig abkühlen lassen.



Sieht wirklich ein wenig nach Unfall aus, oder? Irgendwie erinnert es mich optisch an die farblich entschärfte Variante eines Gerichts, welches man hier bei uns liebevoll "Tote Oma" oder eben auch "Unfall" nennt. Na gut, zum Raclette hat es jedenfalls geschmeckt, und das Lieblingskrümelmonster sowie sein Bruder haben sich nicht beschwert.

Kommt unfallfrei durch den Tag,

Eure Eona

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