Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 25. Oktober 2015

Angstgegner

Seid gegrüßt.



Ich glaube, ich erzähle hier nichts neues, wenn ich sage, dass es im Leben immer wieder Situationen gibt, die einen in Angst versetzen. Viele Kinder haben ja Angst im Dunkeln oder vor dem Monster unter ihrem Bett. Je größer man wird, desto komplexer werden die Angstgegner.



Meiner war zum Beispiel lange Zeit die Höhe. Ich konnte nirgendwo hinaufklettern, schon als Kind konnten meine Eltern sicher sein, dass sie mich nicht aus einem Baum pflücken mussten. Im Sportunterricht war der Schwebebalken neben dem Stufenbarren die schlimmste Folter für mich. Und ich erinnere mich noch sehr genau, wie ich in einem Anfall von Konfrontationstherapiismus versuchte, die erste Brücke in einem Hochseilgarten zu nehmen. Mein Mageninhalt versprach, sich sofort in ganzer Pracht der Öffentlichkeit zu präsentieren, wenn ich nicht sofort mit diesem Unsinn aufhöre. Man soll ja auf seinen Bauch hören, nicht wahr?

Irgendwie muss ich es dann doch geschafft haben, den Gegner Höhe zu bezwingen, denn heute klettere ich völlig schwindelfrei auf unserem Labormobiliar umher, um auch noch die letzte Pipette aus der hintersten Schrankecke zu angeln.

Ein anderer Angstgegner war der Straßenverkehr. Nachdem ich mich durch eigene Blödheit erst auf die Motorhaube eines fahrenden Wagens und dann im Freiflug dahinter manövriert hatte, konnte ich ewig keine Straßen überqueren. Ich bin sehr froh, dass diese Phase dann doch wieder vorbei ging, denn es macht wenig Spaß, immer wieder mal gefühlte 5 Kilometer Umweg machen zu müssen, um zur nächsten Fußgängerampel zu gelangen.

Das Lieblingskrümelmonster hat zum Beispiel auch panische Angst vor fliegenden Insekten, was insbesondere bei sommerlichen Picknicks zu unfreiwillig komischen Szenen führt. So haben wir einmal im Juni gemütlich gegrillt und ließen den Abend soeben bei einem Glas Wein ausklingen, als in der Dämmerung plötzlich ein riesiges, brummendes Etwas auftauchte. Und dieses Etwas brachte seine Kollegen mit. Es fühlte sich an wie ein schlechter Film, "Angriff der Junikäfer" oder so ähnlich. Jedenfalls haben wir noch nie so schnell unsere Sachen zusammengepackt wie damals, und nebenbei musste ich meinen Schatz aus der Schusslinie halten.



Der bekannteste Angstgegner für tierfreie Kuchenbäcker heißt wohl Käsekuchen. Okay, jetzt könnte man sich zurecht fragen, warum man denn einen Käsekuchen ohne Frischkäse, Quark und Butter machen will. Ich bin ehrlich, ich weiß es auch nicht. Als mein Krümelmonster sich allerdings als Wochenausklangskuchen "irgendwas mit Pistazien" wünschte, ging mir die Idee von einem Pistazien-Käsekuchen nicht mehr aus dem Kopf. Könnte man nicht doch?

Um es kurz zu machen: Ja, man kann, aber erwartet nicht den klassischen Käsekuchengeschmack. Der Kuchen war klasse sowohl von der Konsistenz als auch vom Geschmack, selbst wenn die Pistazien sich leider nicht so durchgesetzt haben wie erhofft. Vielleicht sollte man sie beim nächsten Mal rösten. Dafür macht der Kleine optisch was her, was leider auf den Bildern, die allesamt in des Krümelmonsters Büro aufgenommen worden sind, nicht so rauskommt. Die grüne Farbe macht ihn jedenfalls tauglich als Dessert für Halloween.



Pistazien-Tofukuchen mit Granatapfelspiegel

Wie sein milchhaltiger Bruder braucht auch dieser Kuchen etwas Vorlaufzeit, denn am besten gefällt es ihm, wenn er über Nacht im abgeschalteten Ofen ruhen darf. Außerdem muss der Sojajoghurt lange genug abtropfen. Es ist also mal wieder kein Spontanrezept. Dafür eignet er sich gut für Einladungen, denn egal, was passiert, der Kuchen ist fertig. Die angegebene Menge reicht für eine 18 cm - Springform. Ach ja, falls es irgendwen interessiert, das Backwerk ist glutenfrei.

Das Grundrezept für die Füllung stammt von Stina von Veganpassion und Nicole von Vegan-sein.

Man nehme:

Für den Boden

85 g Buchweizenmehl
15 g Maismehl
20 g Zucker
3 g Salz
25 g Rapsöl
25 g kaltes Wasser

Für die Fülung

400 g Sojajoghurt
100 g Pistazien
110 g Wasser
200 g Tofu
Zitronensaft und Schale einer Zitrone
50 g Zucker
100 g Agavendicksaft
40 g Kartoffelmehl

Für den Belag

100 g Granatapfel-Muttersaft
25 g Rosenwasser
10 g Kartoffelmehl

1. Der Sojajoghurt wird in ein sauberes Küchentuch gegeben und über ein hohes Gefäß gehängt. Hier darf er 24 Stunden abtropfen.

2. Parallel dazu bereiten wir den Boden zu. Dazu verknetet man einfach rasch alle Zutaten zu einem armseligen Teig, drückt ihn in die Springform (ich habe keinen Rand hochgezogen, weil ich das nicht mag, wer einen Rand will, sollte die Zutatenmenge mit 1,5 multiplizieren) und verfrachtet das ganze mit Frischhaltefolie abgedeckt in den Kühlschrank.

3. Am Backtag wird der Boden bei 180 Grad Ober-/Unterhitze etwa 15 Minuten vorgebacken. Der Leerlauf wird genutzt, um die Füllung zuzubereiten. Dafür kommen die Pistazien mit dem Wasser in den Mixer. Die resultierende Masse sucht sodann die Gesellschaft der restlichen Zutaten. Korrekterweise wird hier eine ewige Bindung geschaffen.

4. Die Ofentemperatur wird nun auf 120 Grad reduziert. Die Füllung platziert sich sodann auf den Boden und das ganze wird etwa 70 Minuten gebacken, bis die Füllung nur noch in der Mitte leicht wackelt. Der Kuchen darf nun über Nacht im ausgeschalteten Ofen ruhen.

5. Am nächsten Tag wird die Decke hergestellt. Dafür rührt man das Kartoffelmehl mit dem Rosenwasser an und kocht den Granatapfelsaft auf. Die Mehlpampe wird eingeführt und sobald die Geschichte andickt, wird der Topf vom Herd gezogen. Den Spiegel auf den Kuchen gießen und alles erkalten lassen.



Angstgegner besiegt! Auch wenn keiner behaupten kann, dass es ein echter Käsekuchen ist. Deswegen ja auch Tofukuchen.

Lasst euch keinen Bären aufbinden,

Eure Eona




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen