Dieses Blog durchsuchen

Sonntag, 18. Oktober 2015

Kategorische Kategorisierung

Seid gegrüßt.



"There are two kinds of people: Those who devide people into two kinds and those who don't." Jeff Potter, Cooking for Geeks

Es gibt zwei Arten von Menschen, solche, die andere in zwei Kategorien teilen und solche, die das nicht tun. Diesen klugen Satz schrieb Jeff Potter in einem meiner Lieblingskochbücher. Und recht hat er. Wir alle sind irgendwie den Kategorien und Schubladen gnadenlos verfallen.

Es ist ja nicht so, dass wir es bewusst tun, es passiert vielmehr so alltäglich, dass es uns schon gar nicht mehr bewusst ist. Oder würdet ihr auf die Idee kommen, eurer Tochter ein Feuerwehrauto zu schenken? Seht ihr.

Ich habe als Kind zum Beispiel niemals nicht mit Puppen gespielt, egal wie oft ich welche geschenkt bekam, mein Bruderherz dagegen schon. Überhaupt hatte er es als Baby ganz schön schwer, denn oft wurde er für ein Mädchen gehalten, da er meine alten Strampler aufgetragen hat, die natürlich - ihr ahnt es - rosa waren. Heute würde man meine Eltern dafür zur Verantwortung ziehen, immerhin wollte der kleine Kerl im zarten Alter von drei Jahren im Rock zum Kindergarten (heute heißt das Kita).

Jetzt kommt der eigentliche Skandal: Meine Mutter hat ihn gewähren lassen, aber erst zum Fasching. Und nein, bevor jemand fragt, diese kurzzeitige Fehlkategorisierung scheint ihm nicht geschadet zu haben.

Gut oder böse, links oder rechts, schwarz oder weiß, dumm oder gescheit, fähig oder unfähig... Es gibt so viele Dinge, über die innerhalb eines Lidschlages geurteilt wird. Und dann halten wir hartnäckig an diesen Kategorien fest.

Jetzt gibt es ja auch Bestrebungen, das ganze aufzubrechen. Aber sind wir dazu überhaupt in der Lage? Kategorien begleiten uns ständig, sie halten unsere Welt in Ordnung. Etwas, was in keine Schublade passt, macht uns Angst. Also muss eine neue her, egal wie unsinnig es sein mag.

Für sich selbst zu kategorisieren fällt auch überhaupt nicht schwer, das machen wir sowieso ständig, auch wenn wir gern etwas anderes behaupten. Nur wie sieht es aus, wenn man für andere Kategorien finden muss?



Das zumindest war bei folgendem Backwerk nicht ganz so unkompliziert. Okay, auf "süß, einfach und schnell" wärd ihr auch selber gekommen (spätestens nach der Lektüre des Rezepts). Aber was habe ich da vor mir?

Nicht Muffin, nicht Cupcake. Ein echter Kuchen ja auch nicht, dazu sind sie zu klein. Aber Törtchen? Neee, da bin ich altmodisch. Torte und Törtchen gehören durchgeschnitten und gefüllt, und das sind diese Objekte ja auch nicht. Gut, es gibt Gebäcke, die tragen den Namen "Torte" als Geburtsrecht, so die Linzer Torte, die Egadiner Nusstorte oder die Sachertorte, die ja nach meinen Kriterien keine Torten wären. Aber so weit ist unser Kleingebäck noch nicht.

Gut, Kleingebäck geht, aber das ist doch für diese Süßen viel zu profan. Kleine Kuchen? Zu unhandlich. Ah, wie wäre es mit Küchlein? Sagt das mal nach: Küchlein. Das wäre es doch.



Und damit ihr hier nicht den Schubladenoverkill erleidet und Küchlein natürlich auch als Kuchen gebacken werden können, heißt das Label halt "Kuchen & Küchlein".

Puh, geschafft. Darauf jetzt erstmal ein würzig-süßes Küchlein mit Feigen, Rosmarin und Sanddorn. Saftig, aber mit Struktur durch die Polenta. Herber Sanddorn mit süßer Feige und kräutrigem Extra, na, hab ich euch? Das Rezept ist übrigens von mir.



Feigenküchlein mit Rosmarin und Sanddorn


Vorbemerkung: Das Rezept reicht für sechs Küchlein mit 8,5 cm Durchmesser. Der Teig sollte auch für eine 18 cm Springform reichen, dann würde ich allerdings die Zutaten für den Belag verdoppeln.


Man nehme:

Für den Belag:

3 Feigen
2 Zweige Rosmarin
1 Teelöffel Honig
1 EL Sanddorn-Muttersaft

Für den Teig:

100 g Dinkelvollkornmehl
50 g Polenta
50 g Kartoffelmehl
2 Teelöffel Weinsteinbackpulver
75 g Zucker
50 g Sanddorn-Muttersaft
6 g No-Egg Eiersatz
50 g Olivenöl
150 g Mineralwasser mit Sprudel

1. Zunächst werden die Vorbereitungen getroffen, damit wir nicht mitten in der Küchleinproduktion ins Schlingern geraten: Der Ofen muss auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorgeheizt und die Törtchen- oder in unserem Fall Küchleinformen müssen gefettet und gegriest werden.

2. Für den Belag werden zuerst die Feigen gewaschen und in handliche, dünne Streifen geschnitten. Die Rosmarinzweige werden entnadelt und selbige fein gehackt. Die Hälfte der Nadeln wandern zusammen mit den Feigen, einem Esslöffel Sanddornsaft sowie dem Honig in ein Schüsselchen und werden gut vermischt. Das Gemisch wird zur Seite gestellt.

3. In einer weiteren Schüssel vermengen sich nun das Mehl mit dem Backpulver, der Polenta und dem Salz.

4. Jetzt wird es sportlich: Der Eiersatz wird im Sanddornsaft gelöst und mit dem Schneebesen so lange verhauen, bis sich sichtbare Luftbläschen durch die Masse ziehen. Der Zucker wird dazugerieselt und alles wird geschlagen, bis keine Zuckerkristalle mehr vorhanden sind. Das Öl gesellt sich dazu und emulgiert mit der Masse, indem es kräftig untergeschlagen wird.

5. Die festen Bestandteile kommen dazu und werden nun zusammen mit dem Sprudelwasser zu einem zähflüssigen Teig vermengt, welcher sich alsbald auf die vorbereiteten Formen verteilen lässt. Dekorativ landen die Feigen in ihrem Teigbettchen und möchten mit ihrer Marinade bepinselt werden, ehe es für die Rohlinge für 35 Minuten in den muckeligen Ofen geht.

6. Die Küchlein dürfen nach dem Backen für 5 Minuten in ihren Förmchen ruhen, ehe sie aus selbigen befreit werden und vollständig abkühlen gelassen werden.

 


Am leckersten sind die kleinen Dinger übrigens am Backtag, aber auch am Folgetag machen sie noch eine gute Figur. Dann kommt der Rosmarin auch stärker durch.

Lasst es euch gut gehen,

Eure Eona

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen