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Montag, 26. Oktober 2015

In der Superlativfalle

Seid gegrüßt.



Ist es euch schon mal aufgefallen? Im täglichen Sprachgebrauch regieren die Superlative. Einfach nur gut reicht nicht mehr, es muss schon mindestens fantastisch, genial, einmalig oder wundervoll sein. Wann immer man über eine Neuentdeckung liest, ist diese gleich "Das nächste große Ding" und es muss sich gefragt werden, wie wir nur vor dieser Entdeckung gelebt haben. Und wenn es sich um so etwas banales wie Kuchen handelt.



Bitte versteht mich nicht falsch, ich liebe Kuchen und und ich finde es toll, mit wie viel Kreativität an neuen Rezepten gewerkelt wird. Und ja, ich gehöre zu der Spezies Mensch, die der Ansicht ist, dass man nie genug Apfelkuchenrezepte haben kann. Aber seien wir doch mal ehrlich: So wundervoll-toll sein sie ja nun auch nicht alle, und irgendwie sind mir diese "Das-ist-supereinfach-und-alle-Gäste-schwebten-im-siebten-Himmel"-Geschichten ein wenig unheimlich.

Okay, beim Kuchen mag das ja vielleicht noch funktionieren, aber bei Brot? Niemals. Gutes Brot braucht eben Zeit, Punkt. Und auch nicht jedes Brot, was man aus dem Ofen zieht, ist ein Oberkracher.



Deswegen fällt es mir etwas schwer, objektiv über das folgende Rezept zu berichten, denn ich möchte nicht in der Superlativfalle landen. Dieses Brot mit Macadamia und Süßkartoffeln ist wirklich gut gelungen, mittelporig, relativ weich im Biss und mit einem wunderbar süßlichen Aroma, welches durch die gesalzenen Macadamias noch gehoben wird. Es passt gut zu Erdnussbutter, Marmeladen und wahrscheinlich auch Käse. Und es hält sich wirklich gut frisch, und das bei minimaler Vorteigführung!

Gut, bevor wir uns zu sehr in Lobhudelei verlieren: An der Kruste muss ich noch arbeiten, die war definitiv zu dünn. Aber manche Leute mögen am Brot gerade das.
So darf ich Ihnen heute, passend zum Event ichbacksmir bei Clara von Tastesheriff, ein selbst kreiertes Brotrezept präsentieren. Die Grundlagen meiner bescheidenen Backkunst stammen natürlich vom großen Meister Lutz Geißler persönlich.



Macadamia-Süßkartoffelbrot

Man nehme (für zwei Laibe):

Sauerteig

50 g Roggenvollkornmehl
50 g Wasser
5 g Starter

Hauptteig

90 g Sauerteig
340 g Süßkartoffelpüree
110 g Roggenvollkornmehl
650 g Dinkelvollkornmehl
100 g Maismehl
125 g gesalzene Macadamianüsse
250 g Sojajoghurt
250 g Wasser
15 g Salz
5 g Frischhefe

1. Zwei Tage vor dem Backtag wird mit dem Sauerteigansatz gestartet. Dafür werden einfach alles Zutaten gemischt und luftdicht abgedeckt etwa 20 Stunden bei Raumtemperatur stehen gelassen.

2. Hernach sollte der Teig angenehm säuerlich riechen und mit Blasen durchzogen sein. Ist das der Fall, kann er verwendet werden, wenn nicht, muss von vorne begonnen werden.

3. Für die Süßkartoffeleinlage wurden 2 mittelgroße Vertreter dieser Spezies in ihrer Schale weich gekocht, heiß geschält und mit einer Gabel zerdrückt. Solltet ihr mehr erhalten als benötigt, lässt sich der Rest hervorragend in einer Bratlingmasse verarbeiten. Das Püree muss nun abkühlen.

4. Alle Zutaten für den Hauptteig werden nun miteinander verknetet. Die Teigkonsistenz ist relativ weich, feucht und klebrig, das soll so! Der gute sollte dann mindestens 16 Stunden im Kühlschrank ruhen.

5. Der Teig wird aus seinem kalten Gefängnis befreit und flugs durch zwei geteilt. Nun versuche man sich an der Kunst, aus den Stücken zwei längliche Laibe zu formen, ohne zu viel Luft aus dem Teig zu drücken. Genau genommen: So wenig wie möglich.

6. Die beiden möchten bei Raumtemperatur noch etwa zweieinhalb Stunden wachsen ( sie sollten sich deutlich vergrößern, aber auf keinen Fall auseinanderfließen, denn sonst haben wir die Übergare erreicht). Die Zeit wird genutzt, um den Backofen auf Temperatur zu bringen, 250 Grad müssen es schon sein.

7. Die Brote werden wie folgt gebacken: Erst 10 Minuten bei 250 Grad mit Schwaden (ich verwende dafür immer ein zweites Backblech mit Wasser, welches bereits beim Vorheizen in den Ofen geschoben wird), dann 20 Mineten bei 220 Grad ohne Schwaden (das zweite Blech wird also entfernt, durch das Öffnen der Ofentür entweicht der restliche Wasserdampf und die Temperatur sinkt schneller), und dann noch einmal 10 Minuten  bei geöffneter Ofentür mit zugeschalteter Umluftfunktion (in der Hoffnung auf eine rösche Kruste). Anschließend werden sie aus dem Ofen geangelt und dürfen auf einem Gitter abkühlen.

Ihr seht, es ist kein Rezept für Ungeduldige. Aber glaubt mir, das ist es wert. Schließlich hat es das Prädikat "Wow, genialst, wann bäckst du das wieder?" von meinem mittlerweile nicht mehr so einfach zu beeindruckenden Lieblingskrümelmonster bekommen. Womit wir wieder bei den Superlativen wären.

Lasst euch nicht unterkriegen,

Eure Eona

2 Kommentare:

  1. Dein Rezept klingt toll!
    Schön, dass du dabei bist!
    Liebste Grüße, Claretti

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    1. Vielen Dank! Berichte mal, wenn du es ausprobiert hast...Das Kürbisbrot klingt übrigens auch interessant. Viele Grüße, Eona

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