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Samstag, 7. November 2015

Unkraut vergeht nicht

Seid gegrüßt.



Zu den vielen Dingen, die wir uns dieses Jahr vorgenommen haben, zu denen es aber nie kam, gehört das Neuanlegen unseres Balkongartens. Erdbeeren, Chili, Paprika, Tomaten und Kräuter ernteten wir dort letztes Jahr, aber irgendwie hat es letzten Sommer nie hingehauen. Selbst Kräuter habe ich keine gehabt, dabei liebe ich frische Kräuter in der Küche und besonders im Tee. Doch wann immer wir anfangen wollten, kam etwas dazwischen.


Das wiederum hatte den interessanten Nebeneffekt, dass wir eine bunte Kulturfolge an Unkräutern in unseren Pflanzkästen beobachten konnten. Goldrute beehrte uns mit ihrer Anwesenheit nebst einigen nicht näher definierbaren Pflanzen, die sich in den Blumenkästen aufs Vortrefflichste ergänzten. Und selbst nachdem die Sommerdürre die ganze Pracht in Heu verwandelt hatte, startete der Laden im August noch einmal durch, sodass wir jetzt wieder einen grünen Balkon haben. Dieser Überlebenswille ist sehr faszinierend.

Daneben muss angemerkt werden, dass Unkraut gerade voll im Trend ist. War akkurater englischer Rasen noch vor gar nicht allzu langer Zeit das Gebot der Stunde, sind jetzt das Miteinander der Pflanzen in Mischkulturen, das Einrichten von Bienenweiden und die gezielte Nutzung des Unkrautes insbesondere in der Großstadtgärtnerei, auch neudeutsch als "Urban Gardening" bekannt, der letzte Schrei. Was wiederum gut ist, denn so wird mal wieder das wertgeschätzt, was vor der eigenen Haustür wächst.

Die Lupine ist zum Beispiel so ein Kanditat. Einst als invasives Unkraut verschrien erlebt sie jetzt einen sprunghaften Anstieg als Eiweißlieferant für Fleischverweigerer. Denn in ihren Samen steckt echte Kraft, so ist sie zum Beispiel eine der wenigen Pflanzen, die mit allen essentiellen Aminosäuren aufwarten kann. Da kann sich das weit gereiste Tofutier hinten anstellen.



Damit wir in den Genuss dieser wohltuenden Nährstoffe kommen, gibt es heute ein Rezept mit Lupine. Optisch muss man noch etwas an den Brötchen feilen und ja, sie sind eher festerer Natur. Damit passen sie sehr gut zur Abendbrotsuppe. Oder generell zu allem, was schlotzig ist. Geschmacklich orientiert sich die Dame Lupine eher an der Familie der Nüsse, wobei sie einen Hauch von Bitternis mitbringt. Das sollte man mögen. Aber wenn man es mag, steht einer längeren Beziehung nichts mehr im Wege. Rein küchentechnisch natürlich, versteht sich.



Lupinenschrotbrötchen

Das Rezept ist ein Zufallsprodukt meiner Küche, denn geplant war ein mit Trauben belegtes Fladenbrot als Beilage zum Raclette. Selbiges fiel spontan aus und so habe ich den angesetzten Teig einfach zu Brötchen verarbeitet. Ich habe 10 kleine Bömbchen heraus bekommen.

Man nehme

300 g Dinkelvollkornmehl
200 g Lupinenschrot
110 g Kartoffelmehl
350 g Wasser
10 g Salz
5 g Frischhefe
12 g Olivenöl

1. Aus allen Zutaten einen Teig kneten, der zwar fest, aber noch ein wenig feucht sein sollte. Diesen dann 24 Stunden im Kühlschrank vergessen.

2. Am Backtag den Ofen auf höchster Stufe vorheizen. 10 kleine Teigbomben formen und 1 Stunde bei Raumtemperatur gehen lassen. Im heißen Backrohr bei 250 Grad 10 Minuten mit Schwaden backen, anschließend selbigen ablassen und die Brötchen bei 200 Grad weitere 10 Minuten fertig backen.

3. Die Bömbchen auskühlen lassen und Türmchen bauen.



Okay, letzteres ist optional. Auf jeden Fall bin ich gespannt, ob wir nicht nächstes Jahr auch eine Lupine auf unserem Balkon zu Gast haben. Oder ob wir nicht lieber doch wieder Tomaten anbauen wollen.

So schreitet denn zur genussvollen Unkrautvernichtung,

Eure Eona


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