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Dienstag, 3. November 2015

Wie aus wenig großartig werden kann

Seid gegrüßt.



In meiner Freizeit zelte ich ja unter anderem auch auf Mittelaltermärkten. Es ist jedes Mal spannend, denn man weiß nie, was passieren wird. Das fängt schon beim Aufbau an: Kriegt man überhaupt die Heringe in den Boden, und wenn, halten sie auch? Reicht der Platz für die Abspanner, und wie markiere ich sie, damit sie nachts nicht zur Stolperfalle werden? Wie lagere ich das Holz, dass es bei Regen halbwegs geschützt ist, wenn das Tarp schon mit allem möglichen an Truhen, Tischen und Feuerstellen zugebaut ist?



Dazu kommen die alltäglichen Desaster. Das Feuerzeug ist leer, der Brokkoli blüht und der Kaffee ist in der Truhe ausgekippt. Oder, was einem so richtig die Laune verderben kann: Das angekündigte laue Lüftchen entpuppt sich als ausgewachsener Orkan, der die Stabilität der Zeltstadt massiv gefährdet. Oder der Met ist alle...

Und wozu macht man das alles? Wozu gibt man die Annehmlichkeiten des modernen Lebens auf, um irgendwelchen Naturgewalten zu trotzen, die einem dann doch zu unverbindlich den Mittlfinger zeigen, weil sie ein Krümelmonster halb erfrieren lassen wollen? Ich stelle mir diese Frage durchaus auch. Andererseits fühlt es sich auch einfach großartig an, mal eine kleine Weile zu vergessen, dass es Computer überhaupt gibt und sich dem einfachen Leben mit seinen vermeintlich einfachen Problemen hinzugeben. Abends am Feuer zu sitzen, nachdem man den Tag über liebe Marktbesucher unterhalten hat. In der Gruppe dafür zu sorgen, dass man auch ohne Strom und Gas nicht verhungert, ist auch ein schönes Gefühl. Nicht zu vergessen die lieben Freunde, die man dort trifft.

Dennoch sind die meisten von uns keine hilflosen Träumer. Im Gegenteil, wir wissen, dass das, was wir tun, wenig mit der historischen Realität zu tun hat. Abgesehen natürlich von dem ein oder anderen, der meint, in der falschen Zeit geboren worden zu sein. Aber die sind recht selten.

Ich für meinen Teil bin froh, im Jetzt zu leben, und sehe unsere Zeltlager eher als gestohlene Zeit, eine kleine Flucht aus dem Alltag. Eine Gelegenheit, aus wenig viel zu machen. Mit Kameradschaft etwas wunderbares entstehen zu lassen. Mit einfachen Mitteln eine schöne Zeit zu haben.



Schlicht könnte an die Zutaten für das folgende Brot nennen, geradezu minimalistisch. Denn im Grunde lässt es sich auf Mehl, Wasser und Salz herunterbrechen. Aber das macht die Sache nicht leichter, denn ihr wisst ja, je kürzer die Zutatenliste, desto mehr kommt es auf die Sorgfalt bei der Zubereitung an. Um ein gutes, aromatisches Brot herzustellen braucht man Sauerteig. Da ich dieses Brot ohne Hefe machen wollte, habe ich den Sauerteigansatz mehrere Tage gefüttert, damit er genug Triebkraft für den schweren Roggenteig hat. Man sollte genug Zeit dafür einplanen.

Das Brot jedenfalls ist sehr aromatisch und macht sich gut zu allen herzhaften Belägen, ist aber bestimmt auch mit dunkler Schokocreme sehr lecker. Es ist kleinporig, aber nicht fest. Die Krume ist einen Hauch kitschig, eventuell sollte man es länger backen lassen.



Roggenvollkornbrot

Dieses Brot wurde vom Buch "Skandinavisch Backen" von Trine Hahnemann und vom Brotdoc inspiriert, bei dem ich die gestaffelte Sauerteigauffrischung gefunden habe. Das Rezept ist chronologisch geordnet und nicht streng nach Zutaten und Zubereitung getrennt.

Tag 1

50 g Roggenvollkornmehl
50 g Wasser
5 g Sauerteigstarter

Die Zutaten vermischen und luftdicht abgedeckt 24 Stunden miteinander bekannt machen lassen.

Tag 2

Sauerteig
100 g Roggenvollkornmehl
100 g Wasser

Die Fütterportion zum Vorteig geben, vermischen und nochmal 24 Stunden ruhen lassen.

Tag 3

Sauerteig
100 g Roggenvollkornmehl
100 g Wasser

Eine letzte Fütterungsaktion, dann darf der Teig etwa 12 Stunden ruhen.

Tag 4

Sauerteig
600 g Roggenvollkornmehl
300 g Wasser
15 g Salz

Alle Zutaten zu einem schweren, nicht mehr klebrigen Teig kneten und einen länglichen Laib formen. 2 Stunden gehen lassen.

Der Ofen muss nun vorgeheizt werden, und zwar volle Möhre, wie man so sagt. Das Brot wird bei 250 Grad mit Schwaden 10 Minuten gebacken, dann wird der Schwaden abgelassen und das Ganze nochmal bei 210 Grad 40 Minuten gebacken, wobei die letzten 5 Minuten die Ofentür geöffnet wird, um eine bessere Kruste zu erzielen.



Dieses Brot stellt sowohl die Geduld als auch die planerischen Fähigkeiten auf die Probe. Dafür schont es den Geldbeutel und hält lange frisch.

Einfachheit kann so schön sein,

Eure Eona

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