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Dienstag, 8. Dezember 2015

Alle Jahre wieder

Seid gegrüßt.


Jede Familie hat ja so ihre Eigenheiten. Dinge, die sich immer wiederholen. Schöne Traditionen, aber auch Marotten, die nicht selten für Unmut und Ärgernisse sorgen. Auf der anderen Seite sind es doch diese Marotten, die die liebe Verwandschaft eben so liebenswert macht.


Meine Oma wäre jedenfalls nicht meine Oma, wenn sie nicht Essen wie für ein Regiment Soldaten kochen würde, obwohl nur mein Vater und ich vorbei schauen. Mein Opa wäre nicht mein Opa, wenn er einfach mal ruhig am Kaffeetisch sitzen würde anstatt umständlich herumzuwuseln, die Stühle drölfzig mal umzuarrangieren und die Kaffeekanne erst herzubringen, um sie dann wegzubringen und schließlich doch wieder zu holen (möglicherweise ein Überbleibsel aus seiner Zeit als Rangierer). Meine Mutter wäre nicht meine Mutter, wenn sie sich nicht jedes mal für die Optik ihrer Kuchen entschuldigen würde. Und so weiter und so fort. Ich bin sicher, dass auch ich ein Faden in diesem Gewebe bin.



Zu den besonders liebenswerten Eigenheiten meiner Familie zählt die allgemeine Ablehnung des weihnachtlichen Plätzchenbackens (die an mir selbst natürlich völlig vorbei gegangen ist). So lange es um nicht definierte Formen geht, geht es ja noch. Aber wehe, es kommen Ausstecher ins Spiel. Als wir Kinder waren, mein Bruder und ich, hat meine Mutter an einem Wochenende Butterplätzchen mit Ausstechen, Verzieren und Küche einsauen gemacht, weil das allgemein so erwartet wurde. Als ich größer wurde, waren die Butterplätzchen uninteressant. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, denn meine Mutter (sonst eine begnadete Bäckerin) hatte die Nase vom Keksritual gestrichen voll. Ich nicht, ich wollte nur was anderes. Also sollte ich mich selbst kümmern. Und ein Teenie will ja was neues ausprobieren. Damals waren die Hexenkekse eine echte Rarität unter den Weihnachtsplätzchen: Kräuter im Teig und dann eine Art Makronenauflage aus Haselnüssen. Also Plätzchen und Makronen in einem.

In Anbetracht dessen ist es höchst erstaunlich, das diese Plätzchen zum jährlichen Plätzchenteller dazu gehörten, bis ich, weil ich mal wieder was neues wollte, die Produktion einstellte. Dieses Jahr hatte ich allerdings wieder Lust auf die gute Mischung aus Kräutergeschmack und Nuss. An der tierfreie Haselnussmasse muss ich noch arbeiten, denn die verläuft beim Backen so stark, dass man die mühsam ausgestochenen Keksformen kaum mehr erkennt. Da ich sie aber bestimmt nächstes Jahr wieder backe, habe ich genug Zeit, darüber nachzugrübeln.



Hexenkekse

Das Rezept stammt ursprünglich aus dem Buch "Mein Kräuterhexenwissen" von Gabriele Bickel (daher auch der Name). Ich habe daraus reine Vollkornkekse mit erhöhtem Dinkelanteil gemacht und außerdem die Eier weggelassen und die Haselnussauflage mit Stärke gebunden. Ich habe 70 Plätzchen fabrizieren können. Die Haselnussmasse ist sehr reichlich bemessen, ich würde beim nächsten Mal etwa 3/4 davon nehmen.

Man nehme:

Für den Mürbeteig

300 g Dinkelvollkornmehl
100 g Weizenvollkornmehl
30 g Speisestärke
100 g Zucker
2 g Weinsteinbackpulver
1 g Salz
6 g Kräuter-der-Provence-Mischung
150 g Margerine
30 g kaltes Wasser

Für die Haselnussauflage

50 g Speisestärke
50 g Wasser
200 g gemahlene Haselnüsse
200 g Zucker

Außerdem

ganze Haselnüsse nach Bedarf

1. Das Mehl mit der Stärke, dem Zucker, dem Salz, dem Backpulver und den Kräutern mischen. Die Margerine dazugeben und alles zwischen den Fingern verreiben, bis dicke Brösel entstehen. Das Wasser zugeben und rasch und zu einem Mürbeteig kneten. Den Teig, der noch immer leicht bröselig sein sollte, zu einer Kugel zusammen drücken und in Frischhaltefolie gewickelt 1 Stunde kalt stellen.

2. Inzwischen die Speisestärke mit dem Wasser und dem Zucker anrühren, dann die Haselnüsse unterrühren. Den Ofen auf 180 Grad Ober/Unterhitze bringen und sämtlich Backbleche mit Backpapier belegen.

3. Den Teig zwischen zwei Backpapierbögen ausrollen und beliebige Formen ausstechen. Die Plätzchen auf die Bleche setzen, jeweils einen Klecks Haselnussmasse auf jeden Keks geben und eine ganze Haselnuss darauf platzieren. Im heißen Ofen 15 bis 20 Minuten backen, abkühlen lassen und in dicht schließenden Dosen aufbewahren.



Eine ungewöhnliche Kombination. Ich habe auch schon mit einer Auflage aus Mandelmasse oder Kokosmasse experimentiert, aber die Originalfassung mit Haselnüssen hat uns bisher allen am besten gefallen. Ohne Nussauflage und locker von der Rolle geschnitten erhält man bekömmliche Knabberkekse fürs ganze Jahr.

Und, welche ungewöhnlichen Backvorlieben werden bei euch gepflegt?

Eure Eona

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