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Sonntag, 13. Dezember 2015

Vorfreude, schönste Freude, Freude im Advent!

Seid gegrüßt.



Geduld ist nicht meine Stärke. Warten erst recht nicht. Zumindest nicht ohne Ziel. Aber selbst mit Ziel versuche ich die Dinge gern künstlich zu beschleunigen. Ich murmele Beschwörungsformeln für den öffentlichen Personennahverkehr, auf dass Bus und Bahn heute mal pünktlich kämen und der Fahrer heute mal nicht mitten auf der Strecke sein Frühstückspäuschen hält. Ich versuche mit allen mentalen Tricks, Ampeln auf Grün springen zu lassen. Ganz besonders gern mag ich Exemplare, die mit einer Gemütlichkeit durch die Gegend schlendern, als hätten sie alle Zeit der Welt, und nebenbei den gesamten Weg blockieren.


Man könnte also zusammengefasst feststellen, dass ich gern schnell und ungehindert von A nach B kommen will. Aber nicht nur in der Hinsicht bin ich ungeduldig. Ich mag es auch überhaupt nicht, wenn Dinge verschwinden. Oder Geschenke: Habe ich endlich etwas tolles gefunden, was meinen Ansprüchen genügt und somit für die zu beglückende Person gerade gut genug ist, dann will ich ihr das auch am liebsten gleich geben und nicht erst auf den blöden Anlass warten müssen, für den das Geschenk gedacht ist.

Auf der anderen Seite mag ich es auch, auf den richtigen Augenblick zu warten. Ich meine, gerade zu Weihnachten nimmt man sich doch so viel von dem Zauber, in dem man schon im September Lebkuchen kauft mit der Ausrede, dass sie dann noch frisch wären, oder den Weihnachtsbaum schon am ersten Advent aufstellt. Heute muss immer alles früher beginnen, damit man länger etwas davon hat. Länger was und wovon? Und machen wir uns doch nichts vor, am Heiligabend sind alle übervoll mit Weihnachtskitsch und fragen nach dem Frühling. Ich finde das traurig, denn so ungeduldig ich auch sein mag, nichts kann ein Fest so sehr zerstören wie der zu früh gewählte Einstieg und die damit einhergehende Übersättigung.



Lebkuchen sind überhaupt ein sehr gut gewähltes Beispiel. Die schmecken nämlich nicht frisch, sondern nach einer gewissen Wartezeit am besten. Ohnehin brauchen sie recht lange, da der Teig ein paar Tage im Kühlschrank ruhen muss, um Aroma zu bekommen und auch die Triebkraft des Hirschhornsalzes zu entfalten. Schon seit Jahren backe ich Lebkuchen, immer nach anderen Rezepten, und mittlerweile bin ich recht gut darin, behaupte ich mal. Dieses Rezept hat mich sowohl wegen seines historischen Bezugs als auch wegen der ausschließlichen Honigsüßung angelacht. Dass auch Roggenvollkornmehl zum Einsatz kam, hat mir ebenfalls gefallen. Nach ein paar Tagen in der Dose waren die Lebkuchen wunderbar weich und würzig, dabei aber nicht zu süß.



Küchelin vonn Honecsaim

Dieses Rezept wurde im Buch "Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräfften hält" gefunden. Leider gibt der Autor keine Primärquelle an, sagt aber, dass solche Kekse von den Nürnberger Pfefferküchnern um 1500 gebacken wurden. Ich habe lediglich die 4 Eigelb ersetzt und ausschließlich Vollkornmehle verwendet. Da ich nicht weiß, was sich der Autor unter Honigkuchengewürz vorstellt, bin ich selbst kreativ geworden. Der Teig reicht für etwa 50 Küchelin.

Man nehme:

500 g Waldhonig
500 g Roggenvollkornmehl

24 g Eiersatz No-Egg
100 g Wasser
250 g Waldhonig
10 g Lebkuchengewürz
2 g Kardamonpulver
2 g Zimtpulver
2 g Ingwerpulver
2 g gemahlener Pfeffer
1 g Anispulver
1 g geriebene Muskatnuss
1 g Nelkenpulver
5 g Hirschhornsalz
500 g Weizenvollkornmehl

1. Die erste Honigportion erwärmen, bis sie flüssig ist, und mit dem Roggenmehl verkneten. Die Mischung auf Raumtemperatur abkühlen lassen.

2. Den Eiersatz im Wasser anrühren und den Honig mit den Gewürzen sowie dem Hirschhornsalz hinzugeben, alles unterrühren. Mit der Roggen-Honigmischung und dem Weizenvollkornmehl zu einem festen Teig kneten. Den Teig luftdicht eingepackt in den Kühlschrank stellen.

3. Nach 4 Tagen den Teig aus dem Kälteschlaf holen. Den Ofen auf 200 Grad Ober/Unterhitze vorheizen. Den Teig auf einer bemehlten Fläche 2 cm dick ausrollen und beliebige Formen ausstechen. Die Lebkuchengewürz auf mit Backpapier belegte Bleche setzen, optional mit Nüssen und Sultaninen verzieren und etwa 20 Minuten backen, bis sie leicht gebräunt sind.

4. Honiglebkuchen auf einem Gitter auskühlen lassen und in einer dicht schließenden Dose ein paar Tage aufbewahren, bis sie weich sind.



Ihr seht, wenn ihr jetzt anfangt, habt ihr pünktlich zum Heiligabend Lebkuchen. Und dann wartet ihr auf den rechten Augenblick, um sie zu einer Tasse Tee oder Kaffee euren Liebsten zu kredenzen.

Es lebe der Zauber des Augenblicks,

Eure Eona

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