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Montag, 7. Dezember 2015

Auf zur Kernschmelze

Seid gegrüßt.



Das Leben ist ein ewiges Streben. Die einen streben nach Macht, die anderen nach Geld, die nächsten nach Wissen und die übernächsten nach Perfektion, dann wieder welche nach dem Glück und die allermeisten streben irgendwie nach einer besonderen Mischung aus allem, wobei die Priorisierung und der prozentuale Anteil der jeweiligen Komponenten eine höchst individuelle Angelegenheit ist.


Im großen und ganzen zähle ich mich zu dem eher Wissensdurstigen, wobei eine gute Prise Glücklichsein nicht fehlen darf. Aber hin und wieder packt mich der Perfektionismus, und dann muss es auch getreu dem Motto "Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!" aber auch wirklich absolut perfekt werden. Bei mir zielt das gern auf die Küche. Ich bin ja ein ziemlicher Chaoskopf, aber wenn ich vorkochen soll, sprich Gäste kommen, laufe ich zu organisatorischer Höchstform auf. Da wird Wochen vorher das Menü geplant, Recherche zur Beschaffung der Zutaten betrieben, ein Kochplan erstellt und alles minutiös durchgetaktet.

Bevor jemand fragt: Nein, ich koche die Menüs NIEMALS auf Probe. Es ist also häufig auch für mich spannend, was dabei herauskommt. Diesen Nervenkitzel lasse ich mir nicht nehmen, immerhin plane ich ja sonst alles außerdem und was wäre das Leben ohne Überraschungen?

Ansonsten gehöre ich aber nicht zu denen, die nach einem perfekten Rezept jagen. Zumindest nicht beim Kochen. Beim Backen sieht es schon ein wenig anders aus, das mag daran liegen, dass Backen irgendwie planvolles ist und man generell an mehr Parametern herumschrauben kann. Oder es liegt daran, dass einfach mehr Leute in den Genuss meiner Backwaren kommen, was daran liegt, dass man einen Kuchen einfacher irgendwohin mitnehmen kann als gedämpfte Auberginen mit Mandelfüllung. Und damit bekommt man natürlich auch mehr Kritik. Diese wird dann wiederum von mir wohl sortiert und entsprechend am Rezept weiter gewerkelt, bis die anspruchsvolle Testesserrunde zufrieden ist.

Eine besondere Achillesferse waren dabei immer Pralinen. Dabei war es weniger der Geschmack als vielmehr die Form und die Konsistenz, die bemängelt wurden. Insbesondere mein Vater liebt Pralinen mit knackiger Hülle und sehr weichem Kern. Die meisten selbst gemachten Pralinen sind aber eher fester von der Füllung her, damit man sie besser verarbeiten kann. Oder der Hobbypatissier steigt auf Hohlkörper um, aber erstens finde ich die recht teuer und zweitens ist die Schokolade, die da verarbeitet wird, nicht besonders gut. Theoretisch kann man diese Hohlkörper auch selbst machen, nur fehlt mir das Equipment. Also habe ich die weiche Canache kurzerhand eingefroren und anschließend mit Schokolade überzogen. Das Ergebnis waren Pralinen mit knackigem Biss und schmelzenden Kern. Geschmacklich drängelt sich die Orange deutlich in den Vordergrund. Trotz Puderzuckerhaube sind die Trüffel nicht zu süß, man könnte sagen, sie sind eine herbere Angelegenheit für Erwachsene. Die Formgebung ist dann beim nächsten Mal dran.



Orangen-Lebkuchentrüffel

Das Rezept ist eine Abwandlung von den Chaitrüffeln aus dem Buch "Vegane Schokolade" von Fran Costigan. Ich habe 35 Stück erhalten. Die Kuvertüre zum Überziehen ist reichlich bemessen, allerdings macht es sich schlechter, wenn man weniger nimmt. Ich empfehle, den Rest aufzubewahren, er kann wieder geschmolzen und verarbeitet werden.

Man nehme:

Für die Canache

90 g Orangensaft, frisch gepresst (1 große Orange)
2 g Orangenschale
1 Vanilleschote
4 grüne Kardamonkapseln
1 Sternanis
170 g hochwertige, dunkle Schokolade
60 g Reismilch
40 g Rohrohrzucker
3 g Lebkuchengewürz
1 g Muskatnuss, frisch gerieben
1 g Salz

Für den Überzug

200 g hochwertige Zartbitterkuvertüre
20 g Puderzucker
1 Prise Zimt

1. Den Orangensaft mit der Orangenschale, der Vanilleschote, dem Kardamon und dem Sternanis aufkochen lassen. 5 Minuten köcheln und etwa 20 Minuten abgedeckt ziehen lassen.

2. In der Zwischenzeit die Schokolade fein hacken und in eine Schüssel füllen. Die Orangenmischung abseihen und die Gewürze wegwerfen. Den Topf auswaschen und anschließend den aromatisierten Orangensaft zusammen mit der Reismilch und dem Zucker langsam zum Kochen bringen, dabei rühren, bis der Zucker gelöst ist.

3. Die heiße Saftmischung in einem Schwung auf die Schokolade gießen, die Schüssel kippen und wenden, bis die Schokolade bedeckt ist. Schüssel abdecken und 4 Minuten stehen lassen.

4. Die Schokoladenmischung mit dem Schneebesen schlagen, bis die Masse glatt ist. Das Lebkuchengewürz, die Muskatnuss und das Salz unterrühren. Die Ganache in eine flache Form gießen und 3 Stunden in den Kühlschrank stellen.

5. Ein paar Bretter mit Pergamentpapier belegen. Mit einem Teelöffel kleine Portionen von der Canache abstechen und auf die Bretter setzen. Die Portionen über Nacht im Gefrierschrank tiefkühlen.

6. Den Puderzucker mit dem Zimt mischen. Die Kuvertüre über dem Wasserbad schmelzen. Immer ein paar Canacheportionen aus dem Tiefkühler nehmen und nacheinander in der Kuvertüre wenden, auf Backpapier trocknen lassen. Mit der Puderzuckermischung besieben. Die Pralinen im Kühlschrank aufbewahren.



Damit habt ihr ein besonderes Geschenk. Oder einfach nur eine wunderbare Leckerei. Beim nächsten Versuch werde ich wahrscheinlich Pralinenformen für die Canache verwenden und das ganze dann mit Schokolade beziehen.

Man kann sich immer verbessern,

Eure Eona

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