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Sonntag, 20. Dezember 2015

Andere Länder...

Seid gegrüßt.



Viele Familiengeschichten sind ja eher bewegterer Natur, und gerade in der heutigen Zeit ist es nicht ungewöhnlich, dass man seine sieben Sachen zusammenpackt und sein Heimatland verlässt, um woanders sein Glück zu machen. Zumindest zeitweise. Besonders schön sieht man dieses Nomadentum im wissenschaftlichen Bereich. Kaum ein Labor oder eine Gruppe, die nicht mindestens einen Mitarbeiter aus fremden Gefilden beherbergt.



Und wo sie alle herkommen: USA, Libanon, Brasilien, Chile, Spanien... Als altberliner Großstadtpflanze, die sich bisher wohnsitztechnisch gesehen nie über die Stadtgrenze herausgewagt hat, kann ich da nur staunen. Auf der anderen Seite ist es sehr spannend, aus erster Hand andere Kulturen kennen zu lernen. So hat unsere libanesische Kollegin uns einiges über die Küche ihres Heimatlandes beigebracht, was einem mal wieder lehrt, dass auch als sehr authentisch angepriesene Kochbücher nicht immer verlässlich sind. Oder man hat uns gezeigt, dass man in Südamerika nicht halb so scharf isst wie angenommen und dass der Karneval in Rio mehr eine Touristenveranstaltung ist, die mit den Karnevalsfeieren der Bevölkerung nicht so viel zu tun hat.

Mein sehr geschätzter polnischer Kollege hat mir allerdings bestätigt, dass es in Polen üblich ist, zur Weihnachtszeit alle möglichen Backwaren und Desserts mit Mohn zu essen. Es heißt dort wohl, dass wer an Weihnachten keinen Mohn isst, im darauffolgenden Jahr kein Geld hat. In Anbetracht der vielen Mohnrezepte, die in Polen traditionell zu Heiligabend auf den Tisch kommen, mag dann wohl für jeden etwas dabei sein, um die finanzielle Versorgung des eigenen Haushaltes sicher zu stellen. Da gibt es dann Mohnnudeln, eine Art Moncreme als Dessert, oder was er uns schon kredenzt hat, Dampfnudeln mit Mohn, aber nicht so, wie wir sie kennen, oh nein, da ist das Mohn zu Dampnudelverhältnis etwa 1:1.


Ich jedenfalls habe mich an Makowiec, eine Art polnischen Mohnwickel, gewagt, da ich die Kombination von Hefeteig und saftiger Mohnfüllung nicht nur an Weihnachten mag. Die Version wurde von unserer polnischen Instanz für sehr gut befunden, und so gebe ich das Rezept hier weiter. Auch wenn ich normalerweise ja eher ein Fan langer Teigführungen bin, habe ich dieses Mal darauf verzichtet, denn die Saftigkeit und das Aroma kommen hier aus der Füllung. Außerdem mag ich leichten Hefegeschmack bei süßem Gebäck ganz gern. Wer das nicht haben kann, mag gerne mit Vorteigen experimentieren,  denn es muss wegen der Füllung sowieso am Vortag begonnen werden. Wieder nix mit spontan und so.



Makowiec

Das Rezept stammt aus dem wunderbaren Buch "Rosenmarmelade - ein Sommer in Polen". Ich habe mich fast dran gehalten und lediglich die tierhaltigen Zutaten ersetzt. Außerdem habe ich wie immer Vollkornmehl genommen. Okay, die Sultaninen sind vom Teig in die Füllung gerutscht, und das Original benutzt Walnüsse, während ich in Ermangelung selbiger Haselnüsse verwendet habe. Die Füllung ist mehr als reichlich bemessen. Die Lievito Madre könnt ihr auch ersatzlos streichen, dass ist bei mir halt immer der Rest, der vom Füttern übrig bleibt.

Man nehme:

Für die Mohnfüllung

500 g Mohnsamen
350 g ungesüßte Mandelmilch
50 g Margerine
100 g gehackte Haselnüsse
100 g Sultaninen
Mark von 1 Vanilleschote
150 g Zucker
5 g Zitronenschale
40 g Speisestärke

Für den Hefeteig

100 g Margerine
50 g Zucker
250 g ungesüßte Mandelmilch
500 g Weizenvollkornmehl
50 g Speisestärke
20 g Hefe
50 g Lievito Madre
2 g Salz

Zum Bestreichen 

Hafersahne

Für den Guss

200 g Puderzucker
20 g Zitronensaft

1. Am Vorabend die Mohnsamen mit der Milch 10 Minuten köcheln lassen. Die Samen über Nacht quellen lassen.

2. Für den Hefeteig Margerine und Zucker cremig rühren. Die Hefe in der Mandelmilch auflösen und alles zum Zuckergemisch geben. Das Mehl und die Stärke dazugeben. Alles zu einem elastischen, nicht klebenden Teig kneten und 1 Stunde gehen lassen. Der Teig sollte sein Volumen in der Zeit verdoppeln.

3. Den Mohn im Mixer zu einer Paste verarbeiten. Die Margerine zerlassen und mit den restlichen Füllungskomponenten vermischen, dass eine pastose Masse entsteht. Bis zum Gebrauch beiseite stellen. Den Ofen auf 180 Grad Ober/Unterhitze vorheizen.

4. Den Teig zu einem Rechteck ausrollen, die Mohnfüllung darauf verstreichen und alles zu einem Strudel aufrollen. Den Kuchen mit Hafersahne bestreichen und im heißen Ofen 35 Minuten backen.

5. Für den Guss Puderzucker mit dem Zitronensaft verrühren. Den heißen Makowiec damit bestreichen und alles abkühlen lassen.



Vielleicht findet ja der ein oder andere Heimatlose zu Weihnachten einen Teil seiner Wurzeln wieder. Ich schicke den Wickel jedenfalls zu Clara von tastescheriff, die diesen Monat mit #ichbacksmir gefülltes Backwerken sucht. Da passt doch so ne Mohnrolle ganz gut, oder?

Ich jedenfalls wünsche euch einen zauberhaften 4. Advent,

Eure Eona

1 Kommentar:

  1. Das Rezept hört sich gut an!
    Toll, dass du dabei bist!
    Liebste Grüße, Claretti

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