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Samstag, 19. Dezember 2015

Alles im Kasten

Seid gegrüßt.



Zu den vielen bemerkenswerten und mehr oder minder liebenswerten Eigenheiten des Menschen gehört die Vergesslichkeit. Einerseits ist sie hervorragend, denn ohne die Chance des Vergessens kann es keine echte Vergebung geben. Und es ist ganz sicher überlebenswichtig, dass sich Mütter und Väter doch eher an die guten Seiten ihres Nachwuchses erinnern als an die schlechten.


Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Denn diese Vergesslichkeit führt doch zu einigen kleineren bis größeren Ärgernissen im Alltag. Dazu gehört natürlich das obligatorische Verlegen sämtlicher kleinen Gegenstände, die man so im täglichen Leben braucht. Besondere Reizthemen sind in diesem Zusammenhang Schlüssel oder Brillen. Mit der Quellenvergesslichkeit ist das auch so eine Sache. Da hat man irgendwann irgendwie einen interessanten Artikel gelesen, aber es fragt sich nur wo? Die Wiederfindungsrate geht in solchen Fällen gern gegen null.

Auch sehr schön ist das gezielte Aufsuchen eines Raumes, um dort etwas zu erledigen oder zu holen, und sobald man sein Ziel erreicht hat partout nicht mehr zu wissen, was man da eigentlich wollte. Zieht man dann unverrichteter Dinge wieder ab, fällt es einem je nach geistiger Umnachtungsrate entweder sofort nach Verlassen der betreffenden Räumlichkeit oder am Startpunkt des Weges wieder ein. Das hat seinen besonderen sportlichen Faktor, wenn sich beide an zwei verschiedenen Enden eines sehr langen Korridors befinden.

Und dann gibt es ja noch die Projektvergesslichkeit, die sich aus vielen Einzelvergesslichkeiten zusammensetzt. Das sieht dann meistens so aus, dass man irgendwann irgendwo was gelesen hat, was man toll fand und was man in dieser oder abgewandelter Form unbedingt auch machen wollte, aber dann kam oder kommt doch noch irgendwas dazwischen und schwups... liegt der Plan auf der Müllhalde des Gedächtnisses. Es mag da ein wenig tröstlichen, dass die Dinge, die einem wirklich am Herzen liegen, stets wiederkehren.



Das Ursprungsrezept des nachfolgenden Brotes habe ich jedenfalls nicht vergessen, und das, obwohl ich nicht so der Weißbrotfan bin. Aber das Krümelmonster mag solcherlei Brot sehr gern, auch wenn er weiß, dass Weißbrot aus meinem Ofen eher Weizenvollkornbrot meint. Sei es drum. Meine Version ist aromatsch und herzhaft, dabei aber mild genug, um auch mit süßen Aufstrichen zu harmonieren. Wer es noch milder mag, der nehme etwas weniger Salz und gebe etwas Zucker hinzu.



Weißes Kastenbrot

Das Rezept habe ich von einem Rezept adaptiert, welches unter dem Namen Amish Weißbrot gepostet wurde. Ich fand, dass es ja durchaus mal wieder Zeit war, ein Weißbrot zu backen, doch ich stellte mir was anderes darunter vor und habe das Rezept deswegen geringfügig angepasst. Die direkte Teigführung blieb erhalten, weswegen das Brot kein Wunder an Frischhaltung ist, aber wozu gibt es Rezepte für Arme Ritter oder Semmelknödel? Ach ja, diejenigen unter euch, die eine quicklebendige und gut gefütterte Lievito Madre haben, sollten die Gehzeiten wahrscheinlich halbieren. Und diejenigen, die gar keine Hefemutter ihr Eigen nennen, können auch am Vorabend eine Biga aus 100 g Weizenvollkornmehl, 50 g Wasser und 1 g Frischhefe ansetzen und etwa 10 Stunden reifen lassen. Das Rezept ergibt ein kleines Kastenbrot.

Man nehme:

410 g Weizenvollkornmehl
260 g Wasser
150 g Lievito Madre
15 g Salz
30 g Gerstenmalzextrakt
1 g Frischhefe
20 g Olivenöl

Margerine für die Form

1. Alle Zutaten mit Ausnahme des Öls mischen und mindestens 15 Minuten lang zu einem elastischen, leicht klebrigen Teig kneten. Das Öl dabei in den letzten 5 Minuten portionsweise einarbeiten. Den Teig luftdicht abgedeckt 8 Stunden gehen lassen.

2. Die Brotform mit Margerine fetten. Den Teig noch einmal gründlich durchwalken und in vier Portionen teilen. Diese zu länglichen Gebilden formen und nebeneinander in die Form parken. Alles luftdicht abdecken und bei Raumtemperatur weitere 8 Stunden gehen lassen.

3. Den Ofen auf volle Pulle vorheizen. Das Brot einschieben und 10 Minuten bei 250 Grad mit Schwaden anbacken. Den Schwaden ablassen und weitere 35 Minuten bei 200 Grad Ober/Unterhitze ausbacken. Den Laib sofort aus der Form stürzen und auf einem Gitter abkühlen lassen.



Ein wirklich leckeres Brot zum Frühstück, was auch noch am zweiten oder dritten Tag schmeckt, erstaunlicherweise. Besonders gelungen finde ich die gleichmäßige Porukg der Krume und die zugleich weiche und bissfest Konsistenz, die man eben nur mit Vollkornmehl erreicht. Sofern es weiterhin in Gedächtnis bleibt, könnte es erneut gebacken werden.

Aber dazu gibt es ja diesen Blog,

Eure Eona

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